Sprach-Kita

Eine Entscheidung ist gefallen

In vielen anderen Bundesländern gibt es inzwischen gesetzliche Regelungen zur Fortsetzung der Sprachbildung und -förderung. Nicht so in Niedersachsen. Hier ist die Entscheidung zugunsten einer weiteren Richtlinie (Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Maßnahmen zur Verbesserung der Sprachbildung und Sprachförderung in Fortführung des bis zum 30. 6. 2023 verlängerten Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil
Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ (RL Sprach-Kitas) RdErl. d. MK v. XX. XX. 2023 – 52 – 38 802/5-3 - VORIS 21133 -
) getroffen worden, gültig bis 12.2025. Die Unsicherheit über eine Fortsetzung bleibt also bestehen und die zur Verfügung gestellten Mittel sind begrenzter. Die Attraktivität solcher Stellen für Erzieher:innen mit Zusatzqualifikation durch die Befristung und zudem durch eine oftmals durch die Finanzen vorgegebene Begrenzung der Wochenstunden auf eine halbe Stelle ist nicht gerade hoch. Dennoch werden diese Fachkräfte dringend gebraucht, insbesondere in Einzugsgebieten mit vielen Nationalitäten und Sprachen. Der Einsatz für die Sprach-Kitas muss also weitergehen. Wir sind bereit, uns einzusetzen.

Wie es weitergeht ...

Die Entscheidung in Berlin ist gefallen: Das Bundesprogramm Sprach-Kita wird als Programm bis Sommer 2023 weitergeführt. Ab Sommer 2023 sind dann die Bundesländer verantwortlich das Bundesprogramm weiterzuführen – oder auch nicht. Finanziert werden soll das aus dem neuen Kita-Qualitätsgesetz. Während beispielsweise NRW oder Schleswig-Holstein bereits zugesagt haben, die Strukturen der Sprach-Kitas unbefristet zu erhalten, haben sich andere Bundesländer, unter anderem auch Niedersachsen noch nicht entschieden. 
 
Laut Erik Malottki (Initiator der Kampagne „Sprach-Kitas retten“ und Mitglied im Bundestag) hat unsere Kampagne „Sprach-Kitas retten“ dazu geführt, dass es diese Verlängerung geben wird. Insbesondere die Petition mit ca 22.000 Unterschriften musste zur Kenntnis genommen werden.
Dennoch können wir leider nicht von einem Erfolg sprechen – eher von einer Niederlage, denn die Länder werden mit ihren unterschiedlichen finanziellen Ressourcen sehr unterschiedliche Sprach-Kita-Modelle hervorbringen – wenn überhaupt. Für die Qualitätsentwicklung der Kita-Landschaft in der Bundesrepublik sind das leider keine erfreulichen Tendenzen. In der Online-Konferenz der Kampagne „Sprach-Kitas retten“ (heute Abend) wurde von einem politischen Versagen gesprochen (laut GEW-Vertreter). Herr Malottki äußerte sich dennoch so: „Jede Sprach-Kita die wir retten können ist ein kleiner Sieg“, so sei seine Sichtweise auf die Problematik. Auch gab er zu bedenken, dass das Thema frühkindliche Bildung noch nie in diesem Maße im politischen Berlin und in der breiten Öffentlichkeit besprochen wurde.
 
Die Kampagne soll nun fortgeführt werden, um auf Länderebene etwas zu bewirken.

Ende des Bundesprogramms "Sprach-Kita" zum 31.12.2022 ???

Die Sprachbildung und -förderung wird in der Kita Bethlehem nach besten Kräften umgesetzt. Jedoch haben wir seit April keine feste Sprachfachkraft mehr. Die Aufgaben mussten so gut es geht umverteilt werden. Seither hat sich gezeigt, dass die Theorie schön gedacht ist, in der Praxis aber durch die fehlende Sprachfachkraft nicht mehr alles umgesetzt werden kann. Es fehlt schlicht an Personal und Zeit.

Wenn die Förderung durch den Bund entfällt, ist nicht gesichert, dass Sprachfachkräfte weiter beschäftigt werden können. Die Frage "Wer zahlt dann?" ist bisher ungeklärt. Mit dem Auslaufdatum vor Augen ist es uns nicht gelungen, die Stelle wieder zu besetzen.

Offen bleibt auch unsere Frage "Wie sollen wir ohne die zusätzliche Kraft und mit vorsindflutlichen Vorbereitungszeiten eine Aufgabe umsetzen, für die es Zeit und Personal braucht".

Zu den Vorbereitungszeiten muss gesagt werden, dass sie aus einer Zeit stammen, in der die meisten Kitas lediglich 4-6 Stunden am Vormittag geöffnet hatten und zwei pädagogische Kräfte für die Betreuung vorgesehen waren. Für diese beiden Kräfte gab es insgesamt 7,5 Stunden Vorbereitungszeit (für die Planung der pädagogischen Arbeit, Dienstbesprechung, Gruppenbesprechung, Fallbesprechungen, Elterngespräche, Elternabende, Feste und Veranstaltungen, ...).

Seither hat sich viel verändert. Die meisten Kitas betreuen ganztags. In einer Stammgruppe arbeiten 3-4 pädagogische Kräfte um die gesamte Öffnungszeit inclusive der Randzeiten abdecken zu können. Die Themen sind vielfältiger, ebenso die gesetzlichen Anforderungen an Pädagogik und Dokumentation, viele Kitas arbeiten integrativ, sind Sprachkita, bieten Projekte oder besondere Schwerpunkte, ...
Die Verfügungszeit hat sich dagegen nicht verändert. Es sind nach wie vor 7,5 Stunden pro Gruppe. Das bedeutet, dass sich 3-4 Fachkräfte diese Zeit teilen. Jeder kann selbst ermessen, was bei Abzug einer Stunde wöchentlicher Dienstbesprechung noch zur Verfügung steht und bei einem inhaltlich sehr viel umfangreicheren Aufgabenportfolio noch leistbar ist. Pädagogische Kräfte machen vieles möglich, lieben ihre Arbeit und geben alles, aber auch deren Ressourcen und Gesundheit sind endlich.

Kinder sind unsere Zukunft. Das wird von der Politik immer wieder vollmundig bekundet. Welche Zukunft können wir den Kindern bereiten, wenn für Bildung, Erziehung und Betreuung so oft das Geld ausgeht, wenn in diesem Bereich so oft nach billigen Lösungen gesucht wird ... (z.B. Betreuung durch unausgebildetes Personal, Aufnahme zusätzlicher Kinder, ...)

Welchen Wert haben gute Programme, wenn sie nicht - wie im Koalitionsvertrag versprochen - letztendlich auch verstetigt werden. Eine Verstetigung zum Nulltarif gibt es leider nicht. Auch dann nicht, wenn es gesetzlich in einem Kita-Qualitätsgesetz verankert wird. Dieses muss dann auch die strukturellen Bedingungen realistisch einschätzen und festschreiben.

Wir hoffen und wünschen uns als pädagogische Fachkräfte zeitgemäße Arbeitsstrukturen. Dann ist es uns auch möglich, die Qualität umzusetzen, die in der heutigen Zeit wichtig und erforderlich ist und wir können mit gutem Gewissen alle Kinder mit ihren Familien in der Einrichtung gut begleiten und unterstützen.

Sprachbildung und -förderung in der Kita Bethlehem

Als Kita in einem multikulturellen Einzugsgebiet nehmen wir bereits seit vielen Jahren an Sprachförder- und Sprachbildungs-programmen des Landes Niedersachsen und des Bundes teil.

Das Bundesprogramm „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS 2013 - 2019) war eine gemeinsame Initiative von Bund und Ländern zur Sprachbildung und Sprachförderung in Kitas und Schulen. Mit Fortbildungen und Materialien wurden Fach- und Lehrkräfte dabei unterstützt, Konzepte zur Sprachbildung in ihren Institutionen zu verankern. Begleitende Forschungsprojekte untersuchten die Wirksamkeit der Konzepte. (Weitere Informationen finden Sie unter www.biss-sprachbildung.de).

Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ stärkt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) seit 2016 die alltagsintegrierte sprachliche Bildung, die inklusive Pädagogik sowie die Zusammenarbeit mit Familien in den Kitas. Mit dem Programm werden bundesweit rund 7.000 zusätzliche halbe Fachkraftstellen in Kitas und in der Fachberatung gefördert. In Niedersachsen werden ca. 56 Fachberatungen und ca. 684 Fachkraftstellen in 677 Sprach-Kitas über das Programm gefördert. (Weitere Informationen finden unter www.sprach-kitas.fruehe-chancen.de). 
Das Programm soll am 31.12.2022 auslaufen. Die inhaltlichen Aspekte sollen in den den Kitas fortgeführt und weiterentwickelt werden. Die Förderung der zusätzlichen Fachkräfte entfällt.

Mit der gesetzlichen Verankerung der alltagsintegrierten Sprachbildung und Sprachförderung als Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen ist inzwischen jede Kita in Niedersachsen verpflichtet, die Sprachentwicklung aller in der Kita betreuten Kinder zu beobachten, zu dokumentieren und die „Entwicklung der sprachlichen Kompetenz kontinuierlich und in allen Situationen des pädagogischen Alltags (alltagsintegriert) zu unterstützen“ (vgl. § 2 Abs. 2 Satz 1 NKiTaG).

Für Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung erfassen wir die Sprachkompetenz und führen darüber ein Entwicklungsgespräch mit den Erziehungsberechtigten. Wird ein besonderer Sprachförderbedarf festgestellt, erarbeiten wir eine individuelle und differenzierte Förderung auf Grundlage des pädagogischen Konzepts. Ein weiteres Entwicklungsgespräch findet zum Ende des Kitajahres mit den Erziehungsberechtigten und nach Möglichkeit mit Beteiligung der aufnehmenden Grundschule statt (Grundlage vgl. § 14 Abs. 1 und 2 NKiTaG).

Alle Kinder sollen von Anfang an von guten Bildungsangeboten profitieren. Durch Sprache erschließen wir uns die Welt, treten mit Menschen in Kontakt und eignen uns Wissen an. Studien haben gezeigt, dass sprachliche Kompetenzen einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Bildungsweg und den Einstieg ins Erwerbsleben haben. (Quelle: sprach-kitas.fruehe-chancen.de)
 
Gemeinsam mit dem Team erarbeitete unsere Sprachfachkraft die Themen des Bundesprogramms für die Umsetzung im Alltag. Bilder und Symbole erleichtern den Kindern die Orientierung und unterstützen die Sprachentwicklung. Eine Lese- und Medienecke mit gemütlichen Sesseln lädt die Kinder zum Entdecken und Eintauchen in neue Welten und zum gemeinsamen Betrachten ein. Der Einsatz von Tabletts und kreativen altersentsprechenden Apps unterstützt die Vermittlung eines kritischen und fantasievollen Umgangs mit neuen Medien. Die Handlungen der Kinder werden sprachlich begleitet, um ihnen die Strukturen der Sprache spielerisch mitzugeben. 
 
Wenn sie mehr über die Sprachbildung in unserer Kita erfahren möchten, sprechen sie uns gerne an oder besuchen sie https://sprach-kitas.fruehe-chancen.de/